Liefersituation
Katharina Metzger zu Preisentwicklungen und der Liefersituation in der Baustoffbranche
Auf dem Wohnbautag 2021 im Mai in Berlin gab es Gelegenheit, die aktuelle Preis und Liefersituation in der Baustoffbranche mit Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) e.V und Gesellschafterin der NA-LOG GmbH, zu erörtern.
- NA-LOG
- Mai 21, 2021
- 10:02
Eine paradoxe Situation, die momentan viele Baufirmen trifft: Die Auftragsbücher sind voll, aber wichtige Materialien sind nur schwer zu bekommen. Baumaterialien werden immer knapper, die Preise für Baustoffe klettern immer höher, Bauprojekte verzögern sich. Teile der Bauwirtschaft appellieren schon an die Auftraggeber, in Bauverträgen Stoffpreisgleitklauseln aufzunehmen, um die Risiken unkalkulierbarer Kosten abzufangen.
Das allgemein bewegende Thema aus vielen Warenbereichen sind lange Lieferzeiten, Materialengpässe und unverhältnismäßige Preissteigerungen. Viele Experten sprechen von einer überhitzten Baukonjunktur, andere machen die Corona-Krise für diese Entwicklung verantwortlich. Katharina Metzger sieht in dieser Situation eher ein kurzfristiges Phänomen. Eine Einschätzung, die Mut macht und nicht unbegründet ist. Dabei ist die aktuelle Situation nichts, was sich mit irgendwelchen Wirtschaftskrisen in der Vergangenheit vergleichen lässt. Die Corona-Pandemie hat den Markt für Baustoffe durcheinandergewirbelt und sorgt auch auf deutschen Baustellen für Probleme. Die Preise für Material sind teils dramatisch gestiegen. Viele Branchenexperten schalten inzwischen um in den Panikmodus. Katharina Metzger hingegen sieht die aktuelle Lage differenzierter und macht mit Ihrem Statement durchaus Mut für die Zukunft.
Völlig neue Situation
»Eine solche Situation habe ich noch nicht erlebt, aber ich denke, man muss genau hinsehen, was die Gründe sind. Eines ist sicher, es ist ein kurzfristiges Phänomen – aus vielerlei Gründen. Ich denke nicht, dass die Baukonjunktur überhitzt ist oder die Bedarfe falsch eingeschätzt werden. Beim Holz ist es eindeutig so, dass die internationalen Märkte die Mengen aufsaugen, die der deutsche Markt gerne hätte. Die Waldschäden in Kanada führen bei einem der größten Holzproduzenten zu niedrigerer Produktion. Amerika und China versorgen sich auf anderen Märkten – zumal das Preisniveau für Holz in Mitteleuropa wohl vergleichsweise niedrig ist. Jeder Exporteur wird hier kaufmännisch reagieren. Auch wenn die Holzverbände darstellen, dass auf dem Weltmarkt genügend Holz vorhanden ist. Das Preisniveau wird sich anders einpegeln. Mein Wunsch ist an dieser Stelle, dass Quotenvorgaben oder ähnliche ordnungsrechtliche Lenkungseingriffe der Politik unterbleiben und man dem Wettbewerb von Konstruktionen und Materialien vertraut, der zu guten und wirtschaftlichen Lösungen vor Ort führt«, so Metzger.
Produktübergreifende Engpässe
Die Engpässe scheinen dabei produktübergreifend alle Bereiche und nicht nur die Baustoffbranche zu betreffen, und die Pandemie scheint dabei ein treibender Faktor zu sein. Ähnlich sieht es auch Katharina Metzger: »Das beste Beispiel haben die Deutschen beim „Papierhorten“ zur ersten Corona-Welle hautnah erlebt. Ein anderes Bestell- und Kaufverhalten hat auf einmal zu Lieferzeiten geführt, ohne dass sich der Bedarf- oder das Konsumverhalten verändert haben. Wir haben ein gutes Baujahr 2020 hinter uns, z.T. im Wohnungsbau mit zweistelligen Wachstumsraten, dafür aber mit deutlichen Rückgängen im Wirtschaftsbau. Manche Hersteller haben diesen guten Lauf genutzt, Instandhaltung geschoben, Werke laufen lassen, was jetzt nachgeholt werden muss. An diesen prozessualen Themen kann man arbeiten. Hier kann man optimieren.«
Faktor Pandemie
»Anders als in Deutschland wurde in einigen Volkswirtschaften die Industrie und das verarbeitende Gewerbe heruntergefahren oder deutlich reduziert. Hier gibt es jetzt, mit Anlaufen der Weltwirtschaft, ein Thema, wieder auf die alten Produktionsniveaus und in die alten Absatzsysteme zu kommen. Es gibt auch Volkswirtschaften wie Indien, die noch voll von der dritten Welle betroffen sind. Hier sieht man wirklich dramatische Bildern über die Versorgungslage. Das globale Einkaufen und Versorgen, zum Teil der Blick auf den letzten Optimierungs-Cent, haben jetzt verheerende Auswirkungen. Wintereinbrüche legen ganze Produktionen in Amerika lahm, Schiffe stauten sich vor dem Suez Kanal, Vorprodukte bleiben in Containern aus Asien hängen, die Transportkapazität ist knapp. Ich bin aber davon überzeugt, dass diese Produktionsthemen, Bauchemie aus Amerika, Stahl aus Indien und anderen Ländern, sich wieder so einspielen, wie es vor der Corona Pandemie der Fall war.«
Auswirkung auf die Fachhändler
»Wir leben vom Verkaufen und wollen in Strecke und vom Lager unsere Kunden beliefern. Und Fachhandel heißt, verschiedene Quellen zu haben, um eine Produktversorgung zu sichern. Besonders in diesen Zeiten zeichnet sich aus, wenn man verlässliche Lieferantenbeziehungen hat und gemeinsam in den vergangenen Jahren durch „dick- und dünn“ gegangen ist, wenn man die viel besagte Partnerschaft gelebt hat. Wir haben unsere Mitglieder informiert, auf AGB Klauseln hingewiesen und Beispielinformationen übermittelt, mit denen Sie auf bestimmte Situationen reagieren können. Unser Ziel ist es, zufriedene Kunden zu haben.
Last but not least bringt es einen zum Nachdenken, worum man sich sonst im Tagesgeschäft schlägt. Ich bin sicher, diese Situation wird dazu führen, den Anteil der Materialkosten an den Bauwerkskosten, Kostengruppe 300 und 400, auszuloten. Wir werden feststellen, der Großteil der Wertschöpfung liegt in Löhnen, in der Verarbeitung, aber nicht beim Material, von dem die Hersteller und die Fachhändler leben. Wir werden diese Thematik mit der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel untersuchen, um mehr Klarheit und Transparenz zu den Auswirkungen solcher Entwicklungen wie aktuell zu bekommen«, so Katharina Metzger.
Das komplette Gespräch findet sich in der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift „Baustoffmarkt“.
Quelle: Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V.
So etwas hat es nach meiner langjährigen Erinnerung noch nicht gegeben. Die in den Medien geschilderten Ursachen kann ich teilweise als Erklärung verstehen, teilweise aber auch nicht. Ich hoffe, dass sich die Situation schnell enstpannt und wir wieder normal arbeiten können. Zur Zeit ist die Arbeit in Baustoffhandel alles andere als angenehm.
Trotz der bekannten Lieferschwierigkeiten bei meinem Händler um die Ecke konnte baustoffshop.de noch was für mich tun. Super Service und sehr freundliche Kommunikation. In der heutigen Zeit alles nicht mehr selbstverständlich.
Ich verstehe das nicht so ganz. Es gibt doch nicht mehr Handwerkerleistungen, die mehr Ware verarbeiten können und die Hersteller produzieren auf hochtouren. Wo ist denn die Ware geblieben? Bauholz kann ich ja nachvollziehen, wenn hier wesentlich mehr exportiert wird als zuvor. Bei Gipsplatten zum Beispiel sehe ich kein Zusammenhang. Man könnte „böse“ mutmaßen, dass der eine oder andere Hersteller die Situation für sich nutzt, um durch künstliche Verknappung seinen Preis aufzubessern. Ist dann ja auch nur Marktwirtschaft!?
Neue Erfahrungen in diesem Produktsegment, aber man sollte sich vor nicht normierten Lieferungen aus dem Ausland vorsehen.
Beruhigende Worte, trotzdem bringt die aktuelle Situation bedingt durch die Pandemie viele Bauherren auch schnell an finanzielle Grenzen. Die Preise sind nicht stabil. Eine Online-Bestellung mit Preisgarantie bietet da schon gewisse „Sicherheiten“.